Der große Schreibtisch auf der Station

Ich hatte heute mal wieder Nachtschicht. In diesem Krankenhaus war immer irgendwas los, und es störte mich auch nicht meine Zeit hier zu verbringen, denn ich hatte ja Zuhause sowieso niemanden der auf mich wartete. War das alles was aus mir wurde? Eine Oberschwester die alleine im Krankenhaus verbitterte? Eliot hatte eine Beziehung, meine anderen Freundinnen hatten Beziehungen, und ich saß hier hinter meinem Schreibtisch und füllte Formulare aus. Bezahlte Rechnungen, offene Rechnungen, Rechnungen bei denen Kelso ausrasten würde...Aber dann wurde ich aus meinen Gedanken gerissen, als mich eine Schwester ansprach, die heute den ersten Tag hier hatte. "Schwester Espinosa, wo kommen die Akten der entlassenden Patienten hin?" fragte sie mich unsicher. Ich schenkte ihr eines meiner warmen Lächeln. "Nennen Sie mich Carla." sagte ich, denn bei Schwester Espinosa kam ich mir so alt vor. "Die Akten kommen da unten in die Borte." Ich zeigte auf den letzten Schrank und die Schwester ging sofort rüber. Ich seufzte einmal leise und machte meine weiteren Häckchen auf dem Papier.

EDIT-Cox: Habe mal ein Bild hinzugefügt. Hoffe, das ist in Ordnung :3

Langsam kam der Chefarzt in die Richtung der Krankenschwesterstation. Mal wieder - ein Muffin in der Rechten Hand. Seitdem er einen lebenslangen Vorrat an Gratismuffins gewonnen hatte, kennt man den Chefarzt nur noch mit Muffin.
In der linken Hand hatte er noch ein Klemmbrett, wer heute die Nachtschicht führt. Miss Espinosa.
Langsam kam der Doktor, nachdem er gerade das letzte Stück Muffin in sein Mund steckte, auf die Krankenschwesterstation.
"Miss Espinosa. Ich bräuchte einmal die Rechnungen, wer immer sie hier hingelegt hat und die Krankenakte eines Jungen. Wie war sein Name gleich?", sagte Dr. Kelso und überlegte kurz.
"Ahja, sein Name war Josh Brandley.", sagte Kelso mit einem strengen Gesichtsausdruck.
Er wusste nicht direkt was ihm fehlt, nur das er eine Operation benötigte.

Wieder wurde ich aus meinen Gedanken gerissen, diesesmal von einer eher unangenehmen Stimme. Dr.Kelso war da und hatte wie immer einen Muffin dabei. Man kannte ihn auch schon gar nicht mehr ohne. Als er mich nach den Rechnungen fragte, fing ich sogleich an zu suchen. Aus der Ruhe würde ich mich von ihm nicht bringen lassen. Ich gab ihm die Rechnungen mit einem charmanten Lächeln auf den Lippen über den Schreibtisch, unter ihnen auch die Eine die ihn zum Schreien bringen wird, hoffentlich erst dann wenn Kelso wieder in seinem Schlafzimm-Büro angekommen war. "Bitte Sir." sagte ich freundlich und suchte dann weiter nach der Akte des kleinen Jungen. Als ich Sekunden später den Zettel in der Hand hielt, nahm ich mir zuerst die Freiheit die Akte einmal durchzulesen, ganz so als wäre ich selbst die Ärztin hier und machte dann noch eine Krause Stirn. "Hier, was denken Sie hat der Kleine?" fragte ich den Arzt und sah ihn an.

Dr. Kelso steckte die Rechnungen vorerst weg und betrachtete dann die Krankenakte des Jungen.
Dr. Reid hatte nun seine Unterschrift, auch wenn er anfang auf Stur geschaltet hatte.
Früher oder Später würde jeder die Bestätigung zu einem krankenversicherungslosen Patienten kriegen.
Nunja, entweder er war sympathisch oder sie war hübsch. Oder es sind Kinder. Was anderes kommt nicht in Frage.
"Also wie es hier schon steht, ist es Leukämie. Dr. Reid oder Sie sollten den Eltern oder dem Jungen bescheid sagen.
Das heißt, bevor Dr. Reid die Operation überhaupt aufgeben kann, brauchen wir einen Knochenmarkspender.
Und Knochenmarkspender sind auf die schnelle nicht zu finden, Schwester Espinosa.", sprach Kelso und betrachtete die Akte.
Manchmal ist es schon schrecklich, was einige Kinder durchmachen müssen. Er atmete tief durch.
"Oder haben Sie dies bereits getan und haben einige Anfragen bekommen?", fragte Bob und schaute die Schwester mit gehobener Augenbraue an.

Betroffen schaute die Schwester den Oberarzt an. Eine Weile schwieg sie einfach nur. Leukämie, wie furchtbar musste es sein. Und dann war der Betroffene auch noch ein Kind. Als Kelso sagte dass Carla oder Dr.Reid den Eltern bescheid geben sollten, nickte die Schwester nur. Es war eine schreckliche Aufgabe, aber auch solche Situationen gehörten eben zum Krankenhausalltag dazu. "Ich wusste ja nicht was der Junge hat Sir, aber ich werde es sofort weitergeben und die Suche nach einem passenden Spender aufgeben, sobald ich die Daten des Jungen vorliegen habe." sagte Carla und machte sich sogleich an die Arbeit. Vorher wartete sie ncoh kurz, vielleicht wollte Dr.Kelso noch irgendwas sagen, ansonsten würde Carla nämlich gleich losgehen.

Der Chefarzt nickte und legte die Akte zurück. "So, ich denke, dass ich mir den Feierabend verdient habe.", sprach er und hielt wieder einen vollen Muffin in der Hand.
Er lächelte nur frech, als der Muffin mit einigen Bissen verschwunden war.
"Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Nachtdienst, Schwester Espinosa.", sprach er nickend und hatte bereits seinen Kittel ausgezogen und ihn über die Schulter gehängt.
Schnell machte er sich in sein Büro auf, sammelte dort Koffer, Jacke, Autoschlüssel und damit auch Hausschlüssel. Natürlich hatte er sich noch einige Muffins für den Rückweg aufgehoben.
Vier, um genau zu sein.
Er atmete durch. Ja, morgen ein weiterer Tag mit dem jämmerlichen Ärzten.

Die gesamte restliche Nacht hatte Carla über den kleinen Josh nachdenken müssen. Womit hatte ein kleines, unschuldiges Kind sowas verdient? Leukämie..Carla hatte sich die gesamten Daten des Jungen geben lassen und sie durchgegeben. Somit wurde Josh sofort in die SPenderdatei aufgenommen, sobald ein passender Knochenmarkspender gefunden wird würde ihm geholfen werden. Den Tag über hatte die Krankenschwester geschlafen und einige Dinge erledigt. Nun war sie wieder da, im Sacred Heart und saß hinter ihrem Schreibtisch, dort ging sie einige UNterlagen durch, beobachtete von Zeit zu Zeit mal Ted, wenn er denn vorbeikam und schaute nach klingelnden Patienten...

Dr. Kelso kam langsam mit der Akte, die er sich schon vor einigen Stunden hier rausgenommen hatte, wieder auf die Station.
Das Thema hatte ihn mehr gefasst, auch wenn diese Eltern es nicht schafften, ordentlich mit der Versicherung zu reden.
Es ging hier um Leukämie. Aber bevor sich jemand mit der Versicherung aussetzen konnte, brauchten die einen Knochenmarkspender, weswegen er ja hergekommen war.
Ted war ebenfalls hier. "Ted, vielen Dank für die Unterlagen.", sprach er ironisch und blickte ihn streng an. "Gleich hätte ich noch was für sie..", sprach er und drückte ihm die Krankenakte in die Hand. "Hier. Klären sie, wieso die Versicherung die Leukämie des Jungen nicht begleichen möchten Es geht hier um Leukämie, verdammt. Außerdem können diese Gierigen Leute mit den hässligen Krawatten, wie sie Ted, ganz genau, auch mal an das Krankenhaus denken!", sagte er und nahm sich einen Muffin aus der Tasche und sah zu der Schwester. Sofort verschwand Ted nickend, wie es sich gehörte. Daneben saß auch noch Schwester Roberts. Er nickte mit gehobener Augenbraue, bis er zu der jüngeren Schwester sprach:
"Schwester Espinosa, könnten Sie mir vielleicht sagen, ob sich schon Spender gemeldet haben?", fragte er und runzelte seine Stirn.

Es war ein langer Arbeitstag gewesen. Ich musste bereits um 8 Uhr hier sein. Feierabend würde ich heute allerdings nicht so schnell machen, das ich noch bis ungefähr 1:00 Uhr hierbleiben musste. Ich hatte schon den ein oder anderen Kaffee intus, was aber nach 13 Stunden Arbeit auch nicht mehr viel half. Ich machte mich auf den Weg zur Krankenschwesterstation, um mich über den Fall des jungen Leukämie-Patienten zu informieren. Ich hatte gehört, dass sich Bob doch noch dazu entschlossen hatte, das Formular zu unterschreiben. Gleich würde ich mich jedenfalls eines Besseren belehren. Ich stieg aus dem Auszug und lief den mehr oder weniger langen Gang lang. Am Arbeitsplatz der Schwestern angekommen erblickte ich Carla und Bob ."Nabend, die Herrschaften.", sagte ich mit einem leicht ironischen Unterton. "Nabend, Bob.", fügte ich noch hinzu, wobei ich innerlich lachte. Kelso aß, wie jeden Tag, sein Grundnahrungsmittel. - Einen Muffin. "Schmeckts denn, Bobo?", fragte ich und kicherte provokant. Ich wendete mich Carla zu und fragte: "Carla, wissen Sie schon etwas neues über den Leukämie-Patienten?" Ich blickte sie erwartungsvoll an und hoffte auf eine erfreuliche Nachricht.

Carla blickte auf und besah sich das Schauspiel mit Bob und Ted. Der arme halbglatzen-Mensch. Aber er ließ es ja mit sich machen. Also schüttelte Carla nur kurz den Kopf und sah dann Dr.Kelso an, als er ihr eine Frage stellte. BEvor die Oberschwester jedoch antworten konnte, kam auch noch Dr.Cox dazu. Beide Ärzte interessierten sich für den Leukämiekranken. Leider konnte die Dominikanerin den Ärzten keine gute Nachricht überbringen. "Es hat sich dies bezüglich noch kein passender Spender gefunden." sagte sie betroffen. "Sie haben die Suche ausgeweitet, wenn sich was findet meldet die Zentrale sich umgehend`." sagte Carla und sah die beiden Ärzte an. Kelso, der mal wieder einen Muffin in der Hand hielt, und Cox, der ohne diesen ironischen Unterton nichts sagen konnte.

Ich hatte mal wieder Nachtschicht. Wie immer wurde ich dafür eingeteilt, aber dagegen hatte ich nicht wirklich was. Der Tag mit Turk war somit leider flachgefallen, aber nunja, so konnte ich wenigstens meinen Gedanken nebenbei nachgehen. Als ich dann zu dem großen Schreibtisch kam, sah ich die beiden Ärzte und Carla, es ging scheinbar um Josh. "Also noch kein Spender....Hallo Perry!" Sagte ich grinsend und stellte mich neben meinen Stoßstangen Kumpel. "Wir müssen so langsam mal was machen. Ein Spender muss gefunden werden." Gab ich zu bedenken.

Ich blickte sehr enttäuscht obendrein, als Carla verkündete, dass noch kein Spender gefunden wurde. Meine Laune war sowieso schon am Boden, doch dann kam auch noch J.D. dazu. Ich mochte ihn zwar wirklich ziemlich gerne, aber er nervte manchmal einfach ungemein. "Perry?", fragte ich schließlich, als er mich bei meinem Vornamen nannte. Wir waren zwar Kollegen, aber ich war irgendwo immernoch sein Vorgesetzter. "Das hast du gut erkannt, Natasha.", fügte ich noch hinzu, als er seinen unnötigen Kommentar dazu abgab, dass wir einen Spender brauchten. Ach, ich liebte es, ihn zu provozieren. "Was machst du noch hier, Flachzange?", fragte ich dann. "Hast du Nachtdienst?" Mein Blick schwankte dann wieder zu Bob. "Und Sie? Haben Sie keinen bürokratischen Papierkrams zu erledigen? Sonst kommen Sie doch nur aus ihrem Büro gekrochen, wenn sie Ted eine Ankündigung machen lassen.", sagte ich mit meiner ach so geliebten Ironie in der Stimme. Ich stupste meine Nase und verschränkte meine Arme, so wie ich es immer tat, wenn ich auf eine Antwort wartete.

Dr. Kelso betrachtete die Krankenakte und legte sie auf das Pult und sah zu Perry, der erst Dr. Dorian provozierte, was den Chefarzt nicht weiter störte und dann noch ihn selber. "Perry, ich dachte Sie wären immer so froh, wenn ich lange wegbleibe. Wenn ich Sie mal einen Tag nicht sehe, trauere ich Ihnen auch nicht hinterher. Nein, eigentlich bin ich sogar ziemlich gut gelaunt.", sprach er in einem immer lauterwerdenden Ton und sah ihn streng an.
Er widmete sich wieder der Schwester zu. "Also, Schwester Espinosa. Sie werden mich auf dem laufenden halten und Ted wird das mit der Versicherung klären. Was machen Sie eigentlich, Perry?", fragte er nur streng. Es war ja nicht zu übersehen.
Er lief durchs Krankenhaus und provozierte seinen Chef. Tolle Vorsätze. Trozdem war er doch ein ordentlicher Arzt.
"Außerdem wäre ich froh darüber, wenn man den Ruheraum sauber wieder verlässt, nachdem man es dort getrieben hat.", sprach er kurz nickend und mit gehobener Augenbraue.
Auch wenn es der Job des Hausmeisters war.

Carla nickte nur als sie die Anweisung von Kelso bekam sich sofort zu melden wenn sich was ergab. Klar, das würde die Oberschwester sofort tun. Nacher würde Carla noch nach dem kleinen Jungen sehen, vielleicht konnte man ihn ja ein wenig ablenken oder sowas. Die ständigen Stichelleien zwischen den drei Ärzten waren mittlerweile schon an der Tagesordnung, so hörte die Schwester nur grinsend zu und ging dabei weiterhin ihre Unterlagen durch. Als Kelso dann seinen letzten Satz aussprach, verschluckte Carla sich an ihrem Kaffee. Wer hatte es wo getrieben? Und vor allem mit wem? Es war doch wohl nicht Turk gewesen. Irgendwie fand sie den Chirurgen schon ganz nett...

Das war irgendwie klar, dass Dr. Cox mir einen Mädchennamen geben musste. Woher zum teufel nahm er die Dinger immer? Ich neigte meinen Kopf nach oben und stellte mir vor wie er in einer Castingshow Frauen der Reihe nach unter die Lupe nahm um einen passenden Namen zu finden. Ich schüttelte danach den Kopf um wieder in die Realität zurückzukehren. Dann wandte ich mich an Dr. Kelso. "Kann ich auch irgendwas tun Dr. Kelso? Ich habe immerhin heute mal wieder Nachtschicht. Außerdem verfolgt mich wieder der Hausmeister mit seinem komischen ausgestopften Eichhörnchen." Dabei musste ich mich dran erinnern wie er mir heute Mittag auf dem Parkplatz das Eichhörnchen in den Weg stellte. Ich hab das gesehen und bremste mit Sasha wobei ich mit voller Wucht gegen seinen Van fuhr. Aber ich glaubte immernoch, dass der Hausmeister eigentlich kein böser Kerl war, ich glaubte sogar, dass er irgendwie noch ein wenig Talent hatte.

Mein jetzt sehr angespannter Blick wanderte zu Kelso. "Nun, Bobo. Ich... Ich würde nicht mal auf die Idee kommen Ihnen nachzutrauern, wenn Sie sich zehn Jahre nicht blicken ließen.", gab ich bekannt und guckte ihn überzeugend an. Mein Blick schwankte wieder zu J.D. "Hör mal, Flachzange. Für mich könntest du etwas tun. Mr Evans in Raum 303 braucht eine Lymphknotenbiopsie, außerdem sitzt unten im Warteraum eine junge Frau namens Elisabeth Phoenix, deren Mutter gerade eben im OP gestorben ist. Wenn du ihr das bitte mitteilen würdest.", ordnete ich an und ging herüber zur Espressomaschine, in welche ich einen Tab legte und mir kurzerhand einen Kaffee zauberte. "Carla, kommen Sie mit in die Cafeteria?", fragte ich die junge Schwester und schaute sie erwartungsvoll an. Es war mittlerweile auch schon wieder fast halb elf, und ich verspürte einen leichten Hunger. Ich setzte mich auf den Tresen und wartete hoffnungsvoll auf ihre Antwort,

Die letzten Tage im Sacted Heart Hospital waren eigentlich normal abgelaufen. Weitere Nachtschichten, Abendessen mit Dr. Cox oder J.D in der Cafeteria, weitere Patienten...Doch die letzte Nacht sollte anders werden. Wie die vergangende Woche hatte Carla auch in dieser Nacht Dienst gehabt. Gegen drei Uhr hörte sie einen Alarm aus dem Zimmer 256. Das Zimmer des kleinen Josh´s. Der Leukämiekranke Junge, für den sie so dringend einen Spender gesucht hatten. Die Ärzte hatten alles versucht. Vergebens. Josh starb um 3:57 Uhr in der Nacht, oder am Morgen...Carla hatte so gebetet, so gehofft, dass Gott diesen kleinen Jungen noch nicht zu sich holen würde, dass er ihn noch leben lassen würde. Aber er wollte Josh bei sich haben. UNd dann hatte kein Arzt dieser Welt noch eine CHance ihn zu retten...Der Tod...ein ständiger Begleiter im Krankenhaus. Wie oft hatten sie hier schon Todesfeststellungen ausstellen müssen, wie oft solche Zettel unterschreiben müssen. Es war langsam zur Routine geworden. Die Leute sagten immer, man dürfte es nicht an sich ran lassen, man sollte neutral bleiben, es sachlich betrachten. Es war nur ein Job. Aber Carla konnte es nicht immer. Der kleine Junge hatte es nicht verdient zu sterben. Die Eltern hatten es nicht verdient so leiden zu müssen. Carla rief bei der Spendenzentrale an, sie sollten den Namen des Jungen aus der Spenderbank nehmen. Keiner konnte nun mehr was tun. Dann hieß es, den Eltern bescheid zu geben, und die weiteren Unterlagen auszufüllen. Um 7 Uhr morgens hätte die Oberschwester Schicht-Ende gehabt. Aber sie war geblieben, hatte mit angesehen wie die Mutter von Josh zusammenbrach, wie der Vater in Tränen ausbrach, und wie der Junge weggebracht wurde. Carla war tief traurig, sie konnte es nicht fassen. Vor einigen Stunden noch, hatte sie mit dem Kleinen gesprochen, ihn abgelenkt,er hatte Heimweh gehabt...Und jetzt..würde er niemals wieder nach Hause können. Es war nun Beginn der nächsten Nachtschicht, aber Carla kam nicht gerade erst wieder, nein. Sie war immernoch da. Zuhause würde sie diese Geschichte erdrücken. Sie konnte nun nicht einfach gehen. Die Schwester stand im Gang, vor dem leeren Zimmer des toten Jungen, mit verschränkten Armen, und roten Augen...

Es war ein heftiger Tag im Krankenhaus gewesen. Drei Patienten waren gestorben; einer davon war der junge Leukämie-Patient aus dem Zimmer 256. Ich hatte einige Nachtschichten in der vergangenen Woche absolviert, was sich auch auf meine Stimmung auswirkte. Ich hatte vor ein paar Stunden von Carla die Nachricht bekommen, dass der Junge verstorben sei. Ich hätte fast wieder mich dafür verantwortlich gemacht, doch ich hatte genauso wenig Schuld, wie jeder Arzt im Krankenhaus auch. Ich ging den langen Gang des ersten Stockwerks entlang. Wenn etwas schlimmes passiert war, kamen einem die Gänge noch tausendmal länger vor, als sie es eigentlich waren. Ich kam schließlich beim besagten Zimmer des Jungen an, wo ich Carla erblickte. Sie sah total fertig und mitgenommen aus. Ich ging langsam auf sie zu. "Hey, Carla.", brachte ich leidend heraus. Ich stellte mich neben sie und fasste mit verschränkten Händen an meinen Hinterkopf. Der Junge war zwar nicht mein Patient, doch es ging mir immer sehr nahe, wenn im Krankenhaus jemand verstarb. Vor allem bei jemandem, der noch so jung gewesen war. Ich legte meinen Arm um Carlas Schulter und tröstete sie, soweit ich konnte. "Niemand hätte mehr etwas tun können.", flüsterte ich.

Bob spazierte durch das Krankenhaus und hatte von dem Jungen gehört. Der Chefarzt hatte tatsächlich nicht an eine Spende geglaubt.
Es war gar unmöglich in einer Woche so eine Knochenmarkspende zu bekommen. Beziehungsweise einen Knochenmarkspender zu fingen.
Kelso kam langsam zur Krankenschwesterstation. Dort waren auch schon Schwester Espinosa und Perry versammelt und dachten nach und beobachteten das leere Bett.
Es war gegenüber des Schreibtisches der Schwestern.
Kelso kam dazu und lehnte sich gegen den Tresen und beobachtete nur das Geschehen. Perry und Schwester Espinosa war die Trauer anzusehen. Kelso hingegen nicht.
Er sah wie immer aus, streng und kühl. Als wäre es ihm egal.
Aber in dem Beruf musste dies einem Egal sein.
"Führen Sie die Autopsie durch, Perry.", sagte er kurz und verschrenkte die Arme.
Früher oder später musste es jemand tun und es wurde noch nicht getan.

Carla blieb nicht lange allein. Auch Dr. Cox schien nicht gut mit dem Tod des kleinen Jungen umgehen zu können. Er legte Carla einen Arm um die Schultern. Er konnte manchmal ein richtiger Arsch sein, aber wenns drauf ankam, dann bot er der Oberschwester den Halt den sie in manchen Momenten einfach brauchte. So ein Moment war dieser. Niemand hätte mehr was tun können. Carla nickte und lehnte ihren Kopf auf seiner Schulter. "Aber er war noch so jung.."flüsterte Carla und hatte ständig wieder die Gesichter von den Eltern vor dem inneren Auge. Auf einmal erklang noch eine weitere Stimme. Sie war kalt und gefühlslos. Kelso stand hinter ihnen am Schreibtisch gelehnt. Perry sollte eine Autophsie vornehmen. Allein der Gedanke schüttelte Carla schon. Sie sah Dr.Kelso an. "Müssen Sie immer so kalt und barsch sein?" fragte sie ihn verständnisslos und ging in seine Richtung. Hinter ihrem Schreibtisch blieb sie stehen. Noch immer mit verschränkten Armen sah sie nun was weiterhin geschah.

Carla lehnte ihren Kopf auf meine Schulter, was wiederum verdeutlichte, dass sie im Moment nichts weiter als Trost brauchte. "Nun... Manchmal muss man das Schicksal akzeptieren. Wir hätten niemals in einer Woche einen passenden Spender gefunden.", flüsterte ich zurück. Die ruhende Stille, welche unter mir und Carla herrschte, wurde plötzlich von einer kaltherzigen Stimme unterbrochen. Bob war hinter uns erschienen und forderte mich auf, die Obduktion der Leiche des Sohnes durchzuführen. Ich drehte mich langsam um und sah in nur mit einem verständnislosen Gesichtsausdruck an. "Wie kann Ihnen der Tod eines kleinen Jungen nur so egal sein, Bob?", fragte ich leicht wütend. "Die Obduktion führt Mr. Murphy durch.", fügte ich noch hinzu. Ich wand mich wieder zum Fenster des leeren Krankenzimmers. Danach ging ich enttäuscht zur Krankenschwesterstation gegenüber und machte mir einen Kaffee. Das Gebräu konnte einen zwar nicht aufheitern, aber es stillte die Sorgen für einen kurzen Augenblick.

Kelso hörte nur wieder, wie kalt er denn wäre. Das ihm dies Egal wäre. War es auch.
Es gehörte zum Alltag. Es starb nicht jeden Tag ein dreizehnjähriger Junge, doch dafür gab es noch andere Teile der Welt.
Kelso sah auf den Boden und öffnete langsam seinen Mund.
"Perry. Schwester Espinosa. In meinem Job muss mir das egal sein.", sagte er kurz und suchte einige andere Akten.
War es ihm wirklich so egal? Schließlich hätte das Krankenhaus seine Kosten übernommen.
Kelso hatte den Jungen nie selber getroffen, weswegen er auch nicht wirklich soetwas wie Mitleid fühlen konnte.
Er sah sich einige Krankenakten an, einfach aus Neugierde.
Kurz danach schaute Bob wieder auf die beiden. Sowohl auf Schwester Espinosa als auch auf Perry.
Noch wären beide nicht bereit den Job als Chefarzt anzunehmen. Natürlich ging es nicht darum, ob sie es nun irgendwann werden.
Nur es gab genau solche Situationen, an denen man entscheiden musste, soll der Leben oder der?

Carla schüttelte nur den Kopf. Sogar Dr. Cox hatte Mitgefühl. Aber bei Kelso war keine Spur davon zu merken. Langsam aber sicher machten die KOpfschmerzen von der Übermüdung und der Anspannung sich bemerkbar. "Wie dem auch sei.." sagte Carla und legte die letzten Unterlagen zusammen. "Ich werde nun nach Hause gehen, Schwester Clarens übernimmt meine Schicht für heute Nacht." sagte sie und zog die Jacke über. Ob sie Turk noch über den Weg laufen würde? "Gute Nacht." sagte sie an Beide gewandt und verschwand.

"Gute Nacht, Carla.", sagte ich und blickte ihr hinterher. Meine Schicht würde noch eine halbe Stunde dauern. Ich könnte allerdings schonmal hochgehen, und mich umziehen. "Gute Nacht, Bob.", fügte ich noch an Kelso gerichtet hinzu und verschwand. Auf dem Weg zum Umkleideraum dachte ich darüber nach, wie es wohl war als Chefarzt zu arbeiten und alles subjektiv betrachten zu müssen. Es wäre sicherlich nicht leicht. Trotzdem war ich mir sicher, dass ich es besser machen würde als Kelso. Ich betrat den Umkleideraum und warf mir meine Jacke über. Danach wechselte ich die Klinikhose mit meiner Jeans und nahm meine Tasche. Ich grub auf dem Weg zum Auto schonmal den Schlüssel aus meiner Hosentasche und hielt ihn bereit. Am Auto angelangt startete ich den Wagen und fuhr mit schlechtem Gewissen nach Hause.

Nervös steht sie an ihrem ersten tag vor dem Schwesternzimmer und blicke sich um. Viel Schwestern und Ärzte rannten um sie herum. Plötzlich sah sie eine Schwester. Auf dem Namesschild stand :Carla-Oberschwester. "Entschuldigen Sie Schwester Carla. Wissen Sie wo ich den Oberartz Dr. John Dorian finde. Ich bin ihm zugteilt. Das ist mein erster Tag hier". Gepannt blickte sie ih ihr Gesicht und wartete auf die Antwort.