Eines der Betten

Bald würde ihre Schicht zu Ende gehen. Dennoch saß sie hier. Oder versteckte sich eher. Wie schon so oft war ihr der Job und der Trubel zu viel geworden. Der Bereitschaftsraum war immer wieder ein willkommener Zufluchtsort. Schniefend legte sie sich auf die kühle Matratze und starrte nach oben. Da es sich hier um das untere Bett eines Stockbettes handelte, konnte sie sehen, dass auf dem Holz über ihr nicht nur herum gekritzelt worden war, sondern auch etwas eingeritzt war. Schnell setzte sich Elliot wieder auf und kniff die Augen zusammen. "Sexappeal der Schwestern und Ärztinnen. Dr. Reid: 9.9 Punkte!", las sie laut vor und lächelte, "na bitte, wer sagst denn. Gut, dass in diesem Krankenhaus Weiße etwas zu sagen haben!" Somit war ihre Stimmung wieder etwas gehoben. Schon fast hatte sie vergessen, weswegen sie hier war. Lächelnd lehnte sie sich wieder zurück und blickte kurz auf die fluoriszierenden Ziffern ihrer Uhr. Bald war Feierabend!

Ich spazierte mal wieder durch die Gänge und suchte eine Ärztin. Dr. Reid. Eine Frau, die mit jedem schlief, der in der Nähe war. Wo sie sich aufhalten konnte, wusste ich auch schon. Sofort öffnete ich blitzschnell die Tür des Bereitschaftsraums und schaltete das Licht an. "Ah, Dr. Reid. Wo hätten Sie auch sonst stecken können?", sagte ich in einem freundlichen Ton und einem sympathischen lächeln, bis mein lächeln gleich wie zu einem strengen Gesichtsausdruck wurde. "Sie haben soeben eine Nachtschicht für heute gewonnen. Herzlichen Glückwunsch, Dr. Reid.", sprach ich, als ich mich langsam wieder zum Ausgang umdrehte und weiter durch das Krankenhaus marschierte. Ja, es war toll der Chefarzt zu sein. Man konnte soviel ausrichten und wurde gehasst, aber dies war eben als Chefarzt so. Kein Chef konnte erwarten und darauf hoffen, geliebt zu werden, aber mir war das gerade recht so. Ja, nun würde ich sehe, wo würde ich hingehen?

Zuerst merkte sie nicht einmal, dass die Tür aufgerissen wurde. Immerhin döste sie langsam dahin. Doch als das Licht anging schreckte sie hoch und schlug mit dem Kopf gegen das obere Bettgestell. Mit schmerzverzerrter Miene versuchte sie nun auszumachen welcher kleine Anfänger für ihre Schmerzen verantwortlich war. Doch in der Tür stand niemand anderer als Kelso. Sofort sprang sie aus dem Bett und stolperte fast über ihre eigenen Schuhe, welche sie schön nebeneinander neben das Bett gestellt hatte. Natürlich wusste er wo sie war. Wo sollte sie sonst sein. Der Bereitschaftsraum war neben dem Medikamentenlager ihr zweitliebster Zufluchtsort. Gerade als sie etwas erwidern wollte, erklärte Bobo ihr, dass sie eine Nachtschicht gewonnen hätte. Noch ehe sie protestieren konnte, war er wieder weg. "Biberkacke!", entfuhr es ihr. Dieser dämliche Chefarzt. Dabei hatte sie sich schon so auf ihr Bett zu Hause gefreut. Na prima.

Keith eilte durch das ganze Gebäude, auf der Suche nach Elliot. Er hoffte inständig, dass sie noch nicht weg war, denn er wollte sie unbedingt nochmal sehen. Denn leider fing seine heutige Schicht gerade dann an, wenn Elliots vorbei ist. Während er die Gänge entlangrannte, suchte er gleichzeitig nach irgendeiner anderen Person, die wissen könnte, wo seine Freundin grade war. Inzwischen wäre er sogar bereit gewesen, JD zu fragen, da blieb er abrupt stehen. Warum war er nicht eher drauf gekommen? Er machte auf dem Absatz kehrt und rannte zum Bereitschaftsraum. Der war ja schließlich fast schon Elliots zweites Zuhause. Er riss die Tür auf und sah sofort schon die Blonden Haare seiner Freundin. "Elliot!", rief Keith aus und ein glückliches Strahlen ging über sein Gesicht. Zum Glück hatte er sie nicht verpasst.